180 Million Menschen leben in Pakistan.
Eine Zahl die schnell ausgesprochen ist. Doch eine Vorahnung was so
viele Menschen bedeuten kommt mir erst, als die ersten
Sonnenstrahlen Karachi unter mir ins zarte Rot tauchen. Ich bin auf
dem Landeanflug und fast 20 Minuten lang ziehen hunderttausende
Häuser und Hütten unter mir vorüber und mit der aufgehenden Sonne
kommt zunehmend Leben in die Straßen.
Vom Flughafen geht es rasch ins Zentrum
von Karachi, zumindest mit meinem Fahrer. Ich sitze in einem
Kleinbus, der eigentlich außer für seine rechteckige Form das Wort
Bus nicht verdient und irgendwie fühle ich mich sehr unmittelbar der
Straße ausgesetzt. Nur wenige Millimeter Blech trennen mich von der
Außenwelt und die kommt ständig gefährlich nahe. Trotz schlechter
Bremsen schaffen wir es aber ohne nennenswerte Kontakte weiter. Was
mir trotz Konzentration auf die Stoßstangen der anderen Fahrzeuge
auffällt, viele bewaffneten Wachposten auf den Hausdächern und
Wachtürmen neben der Straße zeigen, dass hier in den letzten Tagen
nicht alles friedlich war. Immer wieder wurden Viertel gesperrt, weil es zu Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichsten Gruppen gekommen ist. Vor allem die verschiedenen
Denkschulen im Islam sind durchaus im tödlichen Streit. Daneben gibt
es aber auch Morde wegen Schutzgelderpressungen und Korruption.
Erst vergangene Nacht gab es auch eine
Schießerei rund um das Maria Adelaid Lebrocy Center, kurz MALC
genannt. Das MALC in Karachi ist ein von Ruth Pfau gegründetes
Spital zur Bekämpfung der Lepra und auch Namensgeber des
Leprahilfswerkes. Ruth Pfau wohnt in dem an das Spital angeschlossene
Verwaltungsgebäude. Die heute 84 jährige deutsche Ärztin und
Ordensfrau und das von ihr gegründete Leprahilfswerk ist der
eigentliche Anlass meiner Reise nach Pakistan.
Mein Fahrer lässt es sich nicht nehmen
meinen Koffer die Treppen über das enge Stiegenhaus des MALC hinauf
zu schleppen. Er tut mir leid, denn mit all dem Video-Equipment, das
ich mit mir habe, ist das zulässige Fluggewicht von 30 kg voll
ausgereizt und bei der Größe und Zartheit des Fahrers, muss der
Koffer für in ungefähr doppelt so schwer wirken. Ich bin mir
sicher, spätestens beim zweiten Stock bereut er seine zuvorkommende
Höflichkeit und wünscht sich, dass er mich das „Monstrum“ hätte
selber schleppen lassen.
Vorbei geht es an vollen
Krankenzimmern. Menschen mit verkrüppelten Gliedmaßen lächeln mich
freundlich an. Zuhause hatte ich noch ein wenig darüber gescherzt,
dass ich mein Quartier in einem Lepraspital aufschlage, doch gerade
eben wird der Scherz Realität. Ich bin dann doch einigermaßen
erleichtert, nicht gleich neben einem Krankenzimmer mein Lager
aufschlagen zu müssen, sondern im Gästetrakt des Hospitals.
Ein paar Minuten später erfahre ich, dass Ruth Pfau mich erwartet. Alle nennen sie hier „Doctor“. Schnell wird mir klar, Etikette ist in Pakistan wichtig. Ich bin schon sehr neugierig. Viel habe ich von Ruth Pfau gehört, einiges in Büchern über sie gelesen. Mit 84 Jahren ist sie noch erstaunlich fit, nur das Stiegensteigen bereitet ihr größere Mühe. Wir reden nicht lange, sondern machen sofort eine Begrüßungsrunde beim Management, des von ihr gegründeten Hilfswerks. Allen voran werde ich Mervyn Lobo, dem Leiter der Organisation vorgestellt. Praktischer Weise ist die Verwaltung des gesamten MALC Hilfswerkes auch im Spital untergebracht und in wenigen Minuten lerne ich die verschiedensten "Departments" kennen. Ein bisschen erahne ich die Größe des MALC. Es ist Landesweit mit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unterschiedlichsten Projekten aktiv und einer der ersten und größten NGOs in Pakistan.
Ein paar Minuten später erfahre ich, dass Ruth Pfau mich erwartet. Alle nennen sie hier „Doctor“. Schnell wird mir klar, Etikette ist in Pakistan wichtig. Ich bin schon sehr neugierig. Viel habe ich von Ruth Pfau gehört, einiges in Büchern über sie gelesen. Mit 84 Jahren ist sie noch erstaunlich fit, nur das Stiegensteigen bereitet ihr größere Mühe. Wir reden nicht lange, sondern machen sofort eine Begrüßungsrunde beim Management, des von ihr gegründeten Hilfswerks. Allen voran werde ich Mervyn Lobo, dem Leiter der Organisation vorgestellt. Praktischer Weise ist die Verwaltung des gesamten MALC Hilfswerkes auch im Spital untergebracht und in wenigen Minuten lerne ich die verschiedensten "Departments" kennen. Ein bisschen erahne ich die Größe des MALC. Es ist Landesweit mit rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unterschiedlichsten Projekten aktiv und einer der ersten und größten NGOs in Pakistan.
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Ruth Pfau besucht die Patienten im MALC |
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Ruth Pfau in ihrem kleinen Zimmer im MALC |
Pakistanis sind sehr zuvorkommend.
Ständig wird mir Tee angeboten, ob ich eine Pause bräuchte, ob man
mir beim Tragen des Equipments helfen könnte und ob ich etwas essen
wolle. Ich bestehe auf keine „Extrawünsche“ und bekomme im
pakistanischen Stil zubereitete Krankenhauskost, die wunderbar
mundet! Für eine Woche darf ich nun am Tisch im kleinem Zimmer von Ruth Pfau platz
nehmen und aus nächster Nähe ungeschminkt ihren Alltag miterleben.
Erster Teil: Bei Ruth Pfau in Pakistan
Zweiter Teil: Pünktlichkeit und deutscher Humor in Pakistan
Dritter Teil: Erfolgsgeschichte: Slumbewohner werden Bürger von Kamissagoth
Erster Teil: Bei Ruth Pfau in Pakistan
Zweiter Teil: Pünktlichkeit und deutscher Humor in Pakistan
Dritter Teil: Erfolgsgeschichte: Slumbewohner werden Bürger von Kamissagoth
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