Freitag, 22. Juli 2011

LOST auf Hispaniola 1/4 - Reisebericht Dominikanische Republik




Reisebericht aus der Dominikanischen Republik Teil 1/4 

Endlich Urlaub und das heißt auch Zeit zum DVD schauen. Wir sind der TV-Serie „LOST“ verfallen und es ist so wie mit jeder Serie. Kaum hat man zwei oder drei Folgen auf DVD hintereinander gesehen, haben einen die „Cliffhanger“, die offenen Fragen am Ende von 45 Minuten Folgen-Länge fest im Griff. Wir wollen unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Für alle die diese, in den letzten sechs Jahren gelaufene Serie nicht gesehen haben: Es geht bei „LOST“ um Überlebende eines Flugzeugabsturzes auf einer Insel.

Auch wir sind mittels Flugzeug, zwar kontrolliert und sanft aufgesetzt, aber ebenfalls auf einer Insel gelandet, auf Hispaniola, im dominikanischen Teil. In Österreich eher unter „Domrep“ bekannt und fest mit der Assoziation Sonnen-Grillstation für Hausmeister verbunden.

Es gibt aber auch andere Bilder. Zum Beispiel endlos lange, scheinbar unberührte, karibische, weiße Sandstrände. Auf so einem bin ich gerade joggend unterwegs und ein kleiner Pfad, mitten in die Natur hinein, erregt meine Aufmerksamkeit. Und jetzt kommt wieder „LOST“ ins Spiel. Gerade habe ich noch die spannend umgesetzten Bilder auf DVD gesehen, schon bin ich „live“ im Dschungel auf einer Insel. Wüsste ich nicht, dass „LOST“ auf Hawaii gedreht wurde, ich meinte ich stünde am Film-Set.

 

Die Gefahr kommt aus der Luft

Der Buschwald dampft, Vögel, Grillen und anderes Getier überbietet sich im Lärm machen. Auf dem Boden Tausende von Erdwespen, die ihren wild verschlungenen Flugbahnen folgen. Ich frage mich, ob Erdwespen stechen oder beißen können und ob nicht ein Zusammenstoß mit einer dieser Wespen unausweichlich sei? Doch die wirkliche Gefahr kam von viel kleineren Flugobjekten. Fast unsichtbare Mücken attackierten mich beinahe unbemerkt mit ihren Saugwerkzeugen und zwei Tage später war jeder ihrer Landepunkte auf meiner Haut eine kleine rote juckende Beule. (Dass es auf Hispaniola auch Malaria gibt, erfahre ich erst jetzt, mal sehen ob sich das Fieber noch einstellt.)

Ab und zu verzweigt sich mein Weg, meist in noch unscheinbarere, beinahe gänzlich verwachsene Pfade hinein in dieses feuchte Buschland, das links und rechts von mir drei, vier Meter emporragt.

Eine halbe Stunde laufe ich so durch den „Parque Nacional Del Este“, als ich mitten im „Niemandsland“ Stimmen zweier Männer höre. Die „Anderen“ aus „LOST“? Und plötzlich stehen sie vor mir, mit zwei riesigen Macheten und zwei Leinensäcken. Eine Schrecksekunde auf beiden Seiten. Ich frage mich, was diese Männer hier machen und die wundern sich wahrscheinlich über einen „Verrückten“, der hier bei über 30 Grad durch den feuchten Buschwald joggt.

Ein paar Meter, nach der für mich etwas bedrohlich wirkenden Begegnung fällt mir auf, dass es hier sehr intensiv nach Hanf riecht, vor allem immer wieder dort, wo die unscheinbaren Trampelpfade abzweigen. Ich bleibe also lieber auf dem Hauptweg, der diesen Namen eigentlich nicht so ganz verdient. Lange Zeit geht es zwar verschlungen, aber eben dahin und dann stehe ich vor ehemaligen Brandungsfelsen. Vor Tausenden Jahren war hier ein Ufer. Unter mir ist poröser Muschelkalk, das Regenwasser hat tiefe Löcher ins Erdinnere gefressen. Immer wieder sieht man Krater von eingestürzten Hohlräumen. Und dann sehe ich eine alte Brandungshöhle. Ein paar Meter taste ich mich ins Finstere vor, Fledermäuse flattern mir ins Gesicht, dann stehe ich in kompletter Dunkelheit. Ohne Licht ist hier kein weiteres Fortkommen. Das heißt Rückzug und ein erneuter Vorstoß am nächsten Tag, dann aber ausgerüstet mit Taschenlampe.

Eine verborgene Welt unter Tag

Petra und Julia sind durch meine Schilderungen neugierig geworden. Wir brechen am nächsten Tag zu dritt auf, um die Höhle zu erforschen und sind überwältigt. Ich habe eine kleine Brandungshöhle vermutet, was sich uns aber zeigt, ist ein ehemaliges riesiges unterirdisches Flussbett. Durch die Decke ragen dicke Wurzeln herein. Hin und wieder schimmert ein schwaches Licht durch ein Loch in der Decke. Wir wagen uns immer tiefer in die Höhle vor. Hunderte Fledermäuse umkreisen unsere Köpfe, schreien aufgeregt. Nach einer halben Stunde entdecken wir eine Abzweigung in einen zweiten riesigen Bereich der Höhle. 

Hier gibt es unzählige Tropfsteine und einen aus Stalaktiten und Stalagmiten geformten „Wasserfall“ und ganz weit hinten, meinen wir ein schwaches Licht zu vernehmen. Als wir dort angekommen sind, stehen wir in einem riesigen eingebrochenen Bereich. Steil gehen die Felswände etwa zwanzig Meter hinauf zum Tageslicht. Ohne Seil kann man diesen Ausgang nicht benützen. Wir merken aber, dass es draußen langsam dunkel wird und wir noch den langen Weg zurück durch den Buschwald bis zum Meer vor uns haben. Eineinhalb Stunden später sind wir am Strand angekommen, das letzte Tageslicht entschwindet, die dunkle Nacht und fast drei Kilometer Strandmarsch liegen noch vor uns. 
Fortsetzung bei Teil 2 

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