Sonntag, 31. Juli 2011

Affentanz nach Insektenbiss 4/4 - Reisebericht Dominikanische Republik


Reisebericht aus der Dominikanischen Republik Teil 4/4


Ich erfahre, dass es im „Parque Nacional Del Este“ noch eine zweite große Höhle gibt. Angeblich etwa zwei Kilometer von der ersten Höhle entfernt. In Erinnerung an die Mückenstiche trage ich diesmal NoBite auf. Offensichtlich ein Geruch der zwar die Gelsen abhält, aber dafür die „Erdwespen“ aggressiv werden lässt. Kaum bin ich zwischen den Sträuchern - ich wollte einen Krebs fotografieren - stürzen sich fünf dieser bösen Insekten auf mich und beißen, bis ich aufschreie. Nach einem ersten Schock, einem Affentanz durch den Busch und betasten meiner Beulen entschließe ich mich, dennoch weiter zu laufen. Doch mein Weg wird immer unpassierbarer, bis ich Angst habe den Rückweg in der Dämmerung nicht mehr zu finden. Im Gras, dass mir bis zum Hals reicht, gebe ich auf. Zwei Tage lang erinnern mich die noch immer schmerzenden Insektenbisse an meine missglückte Expedition.

Mamajuana heilt, was immer dich quält“

Doch auf Hispaniola gibt es für alle Probleme ein Hilfsmittel.Mamajuana heilt, was immer dich quält“ so zumindest der Glaube der hier lebenden Menschen. Die Hotelbar hat jedenfalls genügend Flaschen dieses äußerst bekömmlichen Getränks auf Lager und so wird es zum täglichen Pflichttermin, zusammen mit anderen Hotelgästen, vor und auch mehrfach nach dem Essen Gläschen von diesem Wundermittel auf Wermutbasis einzunehmen.

Turbulenter „Flug“ über das Meer

Ein kurzes Aufheulen der Motoren und schon ragt der Bug zwei Meter aus dem Wasser. Jetzt weiß ich, warum diese Art von Schiffen Speedboot genannt wird. Mehr im Flug als im Fahren erreichen wir Saona, eine kleine Insel, die im Osten der Dominikanischen Republik vorgelagert ist. Wobei der Flug eher an eine Reise mit vielen Turbulenzen erinnert. Vor allem die großen Wellen bringen das Boot immer wieder zum Abheben, um danach mit voller Wucht auf dem Wasser hart aufzuschlagen. Der Bootsführer hat an den ängstlichen Gesichtern der Fahrgäste seine Freude. Außerdem steht er hinten, während vorne das Boot stetig zwei bis drei Meter auf und ab wogt. Zum Abschluss, kurz vor dem Anlegen an einem wunderschönen Strand, gibt es als Draufgabe noch scharfe Kurven so, dass wir seitwärts ein bisschen Wasser fassen. Was ist weißer? Der fein geschliffene Korallensand, oder die Gesichter der Reisenden? Ich glaube es war unentschieden.

Wieder beruhigt gehen wir schnorcheln. Es war uns schon vorher klar, dass man in der Karibik nicht die Fische des roten Meeres finden kann. Was hier den Fischen an Farbe fehlt, schillert das Wasser umso grüner und blauer. Zurück geht es dann mit einem großen Katamaran. Zwar dauert die Rückfahrt vier Mal so lange, ist aber um einiges entspannter. Lateinamerikanische Rhythmen und ausreichen Rum in der Abendsonne machen die Fahrt zu einem Erlebnis.

Was wir sonst noch so gemacht haben?

Schlafen, essen und Bachata tanzen.

Donnerstag, 28. Juli 2011

Ruderpartie - 3/4 - Reisebericht Dominikanische Republik


Reisebericht Dominikanische Republik Teil 3/4

Nach einigen Verhandlungen sitzen wir in einem Boot und werden von Manuel den Yuma-Fluss hinauf gerudert. Eine tolle Landschaft zeigt sich uns, doch auch die Nachteile der Zivilisation. Der Fluss transportiert viel Müll von der Provinzhauptstadt Higüey bis ins Meer. An bestimmten Stellen sammelt sich all das Plastik, alte Schuhe, Gewand und bildet einen dichten Müllteppich. Die Einheimischen scheint das nicht zu stören, eher im Gegenteil: Plastik ist für sie das Zeichen, dass auch sie in der modernen Welt angekommen sind und so entsorgt auch unserer Fischer seine Plastikflaschen in die Natur. 

Zugemüllt

Unbedingt will er uns noch den „Stolz“ des Dorfes zeigen. Wir gehen an mehreren Gärten vorbei um zur „Playa Blanca“ zu gelangen. Ein Bilderbuchstrand, wäre hier nicht wie im Fluss so viel Müll, das vom weißen Sand nichts mehr zu sehen ist. Die Frage, ob wir hier baden möchten, verneinen wir dankend, dass wir den Müll nicht so hübsch finden, kann Manuel nicht wirklich verstehen. Der viele Abfall, achtlos in die Landschaft gekippt, trübt unser Bild von dem „romantischen“ Fischerdorf. Pluspunkte von unserer Seite gibt es dann erst wieder für das wunderbare Mittagessen. Wir verspeisen zwei große Langusten und es hätten ruhig auch drei sein können.
Nach einem Rundgang durch einige Straßen des Dorfes zeigt uns Manuel noch eine Höhle am Rand des Dorfes. Im Urlaub scheint die Zeit doppelt so schnell zu vergehen, das letzte Sammeltaxi für heute, gegen 17 Uhr, müssen wir unbedingt erreichen. Dank schnellen Schrittes und einer kurzen Sprintstrecke klappt das dann auch und wir fahren wieder Richtung Bayahibe.

Ein Wunder

Und jetzt geschieht für mich das „Tageswunder“. Mein Handy wurde in einem der Guaguas gefunden, in Bayahibe abgegeben und in einem Safe sicher verwahrt, morgen soll ich es gegen 9.00 Uhr gegen einen kleinen Finderlohn abholen, erzählt mir einer der Sammeltaxi-Fahrer. Und alle versichern mir, so etwas sei hier noch nie vorgekommen. Was hier nicht niet und nagelfest ist wird in der Regel mitgenommen und nicht mehr zurückgegeben.

Und hier noch eine kleine beinahe Verlustgeschichte. Petra hat ihren Schnorchel im Wasser verloren, leider an einer Stelle, wo die Wellen den feinen Sand derart stark aufwirbeln, sodass die Sicht zum Meeresboden nicht gegeben ist. Noch dazu hat der Schnorchel ein nicht gerades vorteilhaftes „transparentes“ Design. Doch die Insel verliert nichts! Am nächsten Tag lag der Schnorchel am Strand.

Dazu passt auch noch das dritte „Wunder“: Die Pool-Handtuchkarten vom Hotel, sonst immer ein Stress bei der Rückgabe am letzten Tag, weil mindestens eine fehlt, haben sich hier auf Hispaniola wundersam vermehrt. Aus drei wurden elf. Wie das gelungen ist bleibt uns ein Rätsel!

Fortsetzung bei Teil 4

Montag, 25. Juli 2011

Santo Domingo 2/4 - Reisebericht Dominikanische Republik


Reisebericht aus der Dominikanischen Republik Teil 2/4 
Langsam gewinnen wir Routine. Das ¡Hola! kommt uns schon wie von selbst über die Lippen. Und mutig strecken wir die Hand aus, um einen dieser kleinen weißen Busse, einen sogenannten „Guagua“ aufzuhalten. Zwölf Personen haben in so einem Bus Platz, mit weniger als achtzehn Personen fährt der Fahrer aber gar nicht erst ab. Hat man das System einmal durchschaut, ist es genial. Die Guaguas dienen als Verbindungen zwischen den kleinen Dörfern und sind Zubringer zu den Schnellbussen zwischen den Städten. Dreimal umsteigen und wir haben es vom Dominicus Beach über Bayahibe nach La Romana und von dort mit dem Schnellbus in die Hauptstadt Santo Domingo geschafft, immer begleitet von dröhnenden Bordradios, die abwechselnd Bachata oder Merengue Rhythmen meist in minderer Tonqualität von sich geben.

Musik immer und überall

Musik ist hier auf der Insel fester Bestandteil des Alltags. Supermärkte, Kaffees und Busterminals, sie alle haben große Lautsprecher auf die Straße gerichtet und beschallen alles im Umkreis von hundert Metern. Dazwischen gibt es aber auch noch andere Schallquellen. „Moderne“ Dominikaner haben ein Handy mit Radio oder Musikplayer-Funktion und beglücken mit voller Lautstärke ihre Umgebung. Jeder der hier etwas auf sich hält, singt laut mit, so auch die Fahrgäste im Bus neben mir. Perfekt ist es aber erst dann, wenn man auch noch richtig dazu wippt und ein paar flotte Tanzschritte aufs Trottoir legt. Früh übt sich wer ein echter Meister werden möchte. Auf der Straße sehen wir ein paar Buben die eifrig Tanzschritte und den richtigen Hüftschwung üben.

Touristenpfade und abseits davon

Wir schlendern durch die Calle El Conde in der Altstadt von Santa Domingo, besichtigen die Catedral Primade de America und mit Hilfe von „Dumont“ und „Baedecker“ ein Duzend alter historischer Gebäude. In einer Nebengasse finden wir ein tolles Restaurant und leisten uns den Luxus eines fürstlichen kreolischen Mittagsmahles. Den Nachmittag verbringen wir abseits der Touristenpfade und beobachten das hektische Treiben in den Einkaufsstraßen der Stadt, bis wir uns auf den Weg machen zum Parque Enriquillo. Hier haben fast alle Busse in die verschiedenen Teile des Landes ihre Abfahrtsterminals. Tausende Menschen wuseln durcheinander. Dazwischen Chauffeure, die um Fahrgäste zu werben, laut ihre Zielstadt rufen. Wir finden den für uns passenden Bus und Julia erregt Aufsehen bei den Straßenverkäufern. Bereits im Bus, bekommt sie durchs Fenster Geschenke überreicht: Zuckerstangen und einen Maiskolben.

Eine etwas unfreiwillige Rundreise

Eigentlich haben wir nur ein Hotel für vierzehn Tage gebucht, dennoch habe ich den Eindruck wir hätten eine kleine Rundreise gemacht. Schwachpunkt hier scheint der Kampf gegen die Feuchtigkeit zu sein. Unser erstes Hotelzimmer im Hotel Wyndham Dominicus war an „Muffelgeruch“ und Einfachheit nicht zu überbieten, ein Ersatzzimmer im Hotel nicht verfügbar. Also ging es einen Kilometer Luftlinie weiter in das Hotel Be Live Oasis. Optisch war hier das Zimmer gleich viel ansprechender doch auch hier haben Feuchtigkeit und Bakterien ganze Arbeit geleistet. Kissen und Decke wollte man nicht nahekommen und die Klimaanlage hat eher stinkende Luft als Kälte verströmt. Zum Glück fährt man wegen dem Strand und nicht wegen dem Zimmer in die Karibik. Und der Strand wir hier wirklich allen karibischen Klischeebildern gerecht! Das Zimmer haben wir also nochmals gewechselt, aber nicht ohne zuvor mehrere Räume des Hotels zu inspizieren. Nachdem wir uns dann Decken und Polster aus verschiedenen Zimmern zusammengesucht haben und uns für einen Raum ohne Fäulnisgestank entschieden haben sind wir dann auch in diesem Urlaub sesshaft geworden. Aber ohne Übertreibung, das war ein schönes Stück Arbeit!

Die Insel verliert nichts!

Boca de Yuma ist ein kleines Fischerdorf im Osten der Dominikanischen Republik und unser heutiges Ziel. Nachdem uns der Selbstbehalt bei der Versicherung für ein Mietauto mit 1200 € doch etwas übertrieben hoch scheint, entscheiden wir uns wieder für die Guagua-Colectivos. Hier kommt man wirklich mit den Einheimischen in Berührung, im wahrsten Wortsinn. Dumm nur, dass bei all der Enge und dem Gerüttel mein Handy aus der Hosentasche fällt. Gemerkt habe ich es erst, als der Mini-Bus schon längst außer Sichtweite war. Einheilige Meinung der Familie: „Verabschiede dich von dem Handy“ (Und das ist leichter gesagt als getan, denn ich hatte noch nie so ein tolles und auch teures Gerät!)

In Boca de Yuma eilen uns gleich mehrere Fischer entgegen und überbieten sich mit Angeboten für Bootsfahrten, Strandbesichtigungen, Mittagessen und Höhlentour. Scheinbar wird hier nun mehr nach Geld als nach Meerestieren gefischt.

Fortsetzung bei Teil 3

Freitag, 22. Juli 2011

LOST auf Hispaniola 1/4 - Reisebericht Dominikanische Republik




Reisebericht aus der Dominikanischen Republik Teil 1/4 

Endlich Urlaub und das heißt auch Zeit zum DVD schauen. Wir sind der TV-Serie „LOST“ verfallen und es ist so wie mit jeder Serie. Kaum hat man zwei oder drei Folgen auf DVD hintereinander gesehen, haben einen die „Cliffhanger“, die offenen Fragen am Ende von 45 Minuten Folgen-Länge fest im Griff. Wir wollen unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Für alle die diese, in den letzten sechs Jahren gelaufene Serie nicht gesehen haben: Es geht bei „LOST“ um Überlebende eines Flugzeugabsturzes auf einer Insel.

Auch wir sind mittels Flugzeug, zwar kontrolliert und sanft aufgesetzt, aber ebenfalls auf einer Insel gelandet, auf Hispaniola, im dominikanischen Teil. In Österreich eher unter „Domrep“ bekannt und fest mit der Assoziation Sonnen-Grillstation für Hausmeister verbunden.

Es gibt aber auch andere Bilder. Zum Beispiel endlos lange, scheinbar unberührte, karibische, weiße Sandstrände. Auf so einem bin ich gerade joggend unterwegs und ein kleiner Pfad, mitten in die Natur hinein, erregt meine Aufmerksamkeit. Und jetzt kommt wieder „LOST“ ins Spiel. Gerade habe ich noch die spannend umgesetzten Bilder auf DVD gesehen, schon bin ich „live“ im Dschungel auf einer Insel. Wüsste ich nicht, dass „LOST“ auf Hawaii gedreht wurde, ich meinte ich stünde am Film-Set.

 

Die Gefahr kommt aus der Luft

Der Buschwald dampft, Vögel, Grillen und anderes Getier überbietet sich im Lärm machen. Auf dem Boden Tausende von Erdwespen, die ihren wild verschlungenen Flugbahnen folgen. Ich frage mich, ob Erdwespen stechen oder beißen können und ob nicht ein Zusammenstoß mit einer dieser Wespen unausweichlich sei? Doch die wirkliche Gefahr kam von viel kleineren Flugobjekten. Fast unsichtbare Mücken attackierten mich beinahe unbemerkt mit ihren Saugwerkzeugen und zwei Tage später war jeder ihrer Landepunkte auf meiner Haut eine kleine rote juckende Beule. (Dass es auf Hispaniola auch Malaria gibt, erfahre ich erst jetzt, mal sehen ob sich das Fieber noch einstellt.)

Ab und zu verzweigt sich mein Weg, meist in noch unscheinbarere, beinahe gänzlich verwachsene Pfade hinein in dieses feuchte Buschland, das links und rechts von mir drei, vier Meter emporragt.

Eine halbe Stunde laufe ich so durch den „Parque Nacional Del Este“, als ich mitten im „Niemandsland“ Stimmen zweier Männer höre. Die „Anderen“ aus „LOST“? Und plötzlich stehen sie vor mir, mit zwei riesigen Macheten und zwei Leinensäcken. Eine Schrecksekunde auf beiden Seiten. Ich frage mich, was diese Männer hier machen und die wundern sich wahrscheinlich über einen „Verrückten“, der hier bei über 30 Grad durch den feuchten Buschwald joggt.

Ein paar Meter, nach der für mich etwas bedrohlich wirkenden Begegnung fällt mir auf, dass es hier sehr intensiv nach Hanf riecht, vor allem immer wieder dort, wo die unscheinbaren Trampelpfade abzweigen. Ich bleibe also lieber auf dem Hauptweg, der diesen Namen eigentlich nicht so ganz verdient. Lange Zeit geht es zwar verschlungen, aber eben dahin und dann stehe ich vor ehemaligen Brandungsfelsen. Vor Tausenden Jahren war hier ein Ufer. Unter mir ist poröser Muschelkalk, das Regenwasser hat tiefe Löcher ins Erdinnere gefressen. Immer wieder sieht man Krater von eingestürzten Hohlräumen. Und dann sehe ich eine alte Brandungshöhle. Ein paar Meter taste ich mich ins Finstere vor, Fledermäuse flattern mir ins Gesicht, dann stehe ich in kompletter Dunkelheit. Ohne Licht ist hier kein weiteres Fortkommen. Das heißt Rückzug und ein erneuter Vorstoß am nächsten Tag, dann aber ausgerüstet mit Taschenlampe.

Eine verborgene Welt unter Tag

Petra und Julia sind durch meine Schilderungen neugierig geworden. Wir brechen am nächsten Tag zu dritt auf, um die Höhle zu erforschen und sind überwältigt. Ich habe eine kleine Brandungshöhle vermutet, was sich uns aber zeigt, ist ein ehemaliges riesiges unterirdisches Flussbett. Durch die Decke ragen dicke Wurzeln herein. Hin und wieder schimmert ein schwaches Licht durch ein Loch in der Decke. Wir wagen uns immer tiefer in die Höhle vor. Hunderte Fledermäuse umkreisen unsere Köpfe, schreien aufgeregt. Nach einer halben Stunde entdecken wir eine Abzweigung in einen zweiten riesigen Bereich der Höhle. 

Hier gibt es unzählige Tropfsteine und einen aus Stalaktiten und Stalagmiten geformten „Wasserfall“ und ganz weit hinten, meinen wir ein schwaches Licht zu vernehmen. Als wir dort angekommen sind, stehen wir in einem riesigen eingebrochenen Bereich. Steil gehen die Felswände etwa zwanzig Meter hinauf zum Tageslicht. Ohne Seil kann man diesen Ausgang nicht benützen. Wir merken aber, dass es draußen langsam dunkel wird und wir noch den langen Weg zurück durch den Buschwald bis zum Meer vor uns haben. Eineinhalb Stunden später sind wir am Strand angekommen, das letzte Tageslicht entschwindet, die dunkle Nacht und fast drei Kilometer Strandmarsch liegen noch vor uns. 
Fortsetzung bei Teil 2