Die Menschen nennen ihn al-Masih (Messias) und Schauspieler Mehdi Dehbi muss als solcher hauptsächlich etwas abwesend in einer Mischung aus streng und gütig durch die Menschen durchblicken. Dabei kommt bei jedem etwas verdrängtes und versperrtes zum Vorschein. Al-Masih gibt auf Fragen kaum Antworten, zeigt keine Wege, sondern gibt die Fragen zurück und bietet Spiegelfläche. Eine Art von “Dialog”, der auch nerven kann. Wer mag schon gerne durchschaut werden?
Dennoch, in der Netflix-Serie Messiah findet al-Masih rasch Anhänger, egal wo er hinkommt. Wie Jesus, in der Vorstellung der Schlafzimmerbilder der Urgroßeltern, wandelt er mit langem Haaren und wohl gestutztem Bart, von Syrien über Israel bis nach Texas, um schließlich in Washington DC zu landen. Ihm dabei zuzusehen, zieht durchaus in den Bann. Aber lässt er sich dabei alleine durch Gottvertrauen leiten?
Serienschöpfer Michael Petroni ist es gut gelungen religiöse Verhaltensmuster, Messiasvorstellungen, Religionskritik und Wunderglaube in einer spannenden Handlung gut zu verweben. Das gelingt vor allem auch wegen Michelle Monaghan, die als CIA-Agentin Eva Geller alles daran setzt, die wahren Motive des al-Masih aufzudecken. Und dann gibt es noch Tomer Sisley, der als Aviram im Sold des israelischen Geheimdienstes die “Schmutzarbeit” erledigt. Aus all den Zutaten entsteht ein spannender Thriller, der je nach Blickwinkel göttliches Spiel oder ein perfider, von langer Hand geplanter Umsturz ist.
Wer ist also dieser al-Masih? Was ist, wenn er wirklich der Messias ist? Was glaubt er von sich selbst? Zweimal rückt die Kamera ein an die Wand gekritzeltes Zitat von Oprah Winfrey in den Fokus: “You are what you are by what you believe.” Mein Tipp: Anschauen!
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