Freitag, 28. Dezember 2012

Sri Lanka Rundreise

Reisebericht Teil 3

So schön haben wir das alles in Wien organisiert, Internet sei dank. Doch jetzt steht ein ganz anderer Fahrer vor uns, lacht uns freundlich an und weiß nicht, wie er unsere drei großen Koffer in sein kleines Auto bringen soll. Ein zweites Auto für unser Gepäck muss also her und mit etwas Verspätung begeben sich drei Personen mit zwei Autos auf Rundreise. Aber je mehr wir mit unserem Guide sprechen, desto größer wird die Überzeugung, er versteht uns kaum und wir ihn gar nicht. Das macht die Kommunikation zwischen uns nicht gerade einfacher.

Unverhofft kommt oft


Dafür klappt eine andere Begegnung ohne überhaupt geplant gewesen zu sein: Man muss also ein paar tausend Kilometer fliegen und einen halben Tag quer durch die Dörfer Sri Lankas fahren, um mitten am Nachmittag Freunde aus Rodaun bei einem Lunch in einem entlegenen Restaurant mitten im Landesinneren zu treffen. Hätten wir es verabredet, es hätte bestimmt nicht geklappt.

Die Tränen der „Wolkenmädchen“


Die „Wolkenmädchen“ von Sigiriya rufen und „weinen“. Dicke Tropfen fallen vom Himmel, doch zum Glück, stehen wir zu diesem Zeitpunkt etwas geschützt in einer Felsnische. Vor uns sind die alten Fresken barbusiger Frauen, die „Wolkenmädchen“. 

In leuchtenden Farben haben diese Bilder über Jahrhunderte ihre Betrachter beflügelt, davon zeugen zumindest die antiken Graffiti an den alten Mauern gleich daneben. Flügeln auf dem Weg hinauf, auf den 300 Meter hohen Monoliten, könnte man durchaus gebrauchen, denn es ist warm, feucht und der Weg steil. Oben angekommen entdeckt Julia ihre Liebe zu Affen und beschließt den restlichen Speicherplatz der SD-Karte im Fotoapparat mit Affenfotos zu füllen. Übrigens haben wir herausgefunden dass die Wolkenmädchen im Zuge einer Restaurierung ein „Brustlifting“ erfahren haben.

Wir träumen von frischer Bettwäsche


Unser Hotel für heute Nacht liegt mitten im Wald. Wir versuchen es mit den Worten „idyllisch“, „rustikal“ und auch „urtümlich“ schön zu reden. Als wir jedoch das Bettzeug näher betrachten und beschnuppern, helfen Worte nicht mehr. Wurde diese Kopfkissenbezüge schon jemals gewechselt? Fleckig, gelb, pökelig, muffig und voller Haare beschreibt den Zustand unserer Bettwäsche ganz gut. Auch sonst ist alles recht feucht. Draußen regnet es und drinnen muffelt es furchtbar. Wüssten wir nicht, dass jetzt nicht Regenzeit ist, wir würden doch glatt glauben, dass wir mitten im Monsun angekommen sind. Irgendwie will man sich in diesen Betten gar nicht viel bewegen, liegt starr am Rücken und hofft, dass die Nacht ein schnelles Ende nimmt. Zuerst jedoch verhindert die Band im Nachbarhotel ein schnelles Einschlafen und dann übernehmen die wilden Elefanten im uns umgebenden Dschungel das Posaunen. Erst am nächsten Tag begreifen wir, dank großer Haufen, wie nahe die Elefanten waren und wie sehr sich die Einheimischen eigentlich vor den Elefanten fürchten.

Ochsenkarentour


„Ochsenkarentour“ beschreibt das Folgende eigentlich weit unter seinem Wert. 9000 Rupien (60 Euro) geben wir dafür aus und das ist nicht nur in Sri Lanka eine stolze Summe. Doch was uns nun geboten wird, ist wirklich großartig. Zuerst werden wir auf einem Ochsenkaren verfrachtet unser Kutscher zückt Peitsche, Flöte und ein Mobiltelefon. Nach einer kurzen gemütlichen Fahrt hat er auch schon unsere Übergabe organisiert. Wir fahren mit einem Tuc-tuc durch den Busch, queren eine Fluss und kippen beinahe dreimal um.
Ein „ride“ in „Seaworld“ könnte nicht abenteuerlicher sein. Mit dem Telefon am Ohr organisiert unser Tuc-tuc-Fahrer nebenbei auch schon die nächste Übergabe. An einem See steht schon ein Boot bereit, ein paar Meter müssen wir allerdings zu Fuß gehen und versinken bis zu den Knien im Schlamm. Julia verliert ihre Flip-Flop im Morast und muss ihre Schuhe händisch wieder ausbuddeln. Dann besteigen wir ein Boot und überqueren paddelnd einen See. Nebenbei bekommen wir Hüte aus Seerosenblättern und Halsketten aus Wasserlilien und Lotusblüten. Dann sind wir zu Gast in einem der Häuser, die hier sehr idyllisch am See stehen. Eine Frau schält Reis durch stampfen, schlachtet eine Kokosnuss und bäckt Brot. Alles das ist auch für uns zum Ausprobieren. Dass wir das, dann auch essen sollen, was wir hier fabrizieren, hat vorher keiner gesagt. Aber mit einer großen Portion Chili hoffen wir jeglichen Schmutz wegzubrennen. Wir fanden es supercool, was sich die Menschen hier einfallen haben lassen und wie hier ein ganzes Dorf, in dem die BewohnerInnen ohne Leitungswasser, Kanalisation und Strom hausen, eine „Mutimedia-Schow“für uns abspulte. Ein Höhepunkt am Ende der Führung ist die Elefantenabwehr-Maschine: Seile, Tonnen, Schlägel. In der Nacht halten die Menschen hier Wache um die Elefanten mit Lärm abzuwehren, wird uns erzählt und überall sieht man die Fußspuren der großen Dickhäuter, deren Vernichtungsfeldzug alle fürchten.

Kandy


Der Weg nach Kandy zieht sich ein wenig. Zwischenstopp bei einem Ayurveda Garten. Einer der Ayurveda Ärzte nimmt sich Zeit für uns und zeigt uns die verschiedensten Pflanzen und Heilkräuter. Immer wieder regnet es und die Einheimischen verstehen zur Zeit ihr Wetter nicht. So feucht war die Trockenzeit hier noch nie!

Drei Stunden haben wir nach Kandy gebraucht und genauso lang noch einmal um quer mit den Auto durch die kleine Stadt zu fahren. Eigentlich wollten wir die Tempeltanz-Zeremonie ansehen. Um zwei Stunden haben wird diese verpasst. Buddhistische Gelassenheit war uns daher nicht mehr ins Gesicht geschrieben und es blieb nur noch wenig Zeit um Buddhas Zahn-Reliquie im „Zahn-Tempel“ zu besuchen.

Nachdem wir mit gewisser Beunruhigung unsere Schuhe in einem großen Regal (neben hunderten Flip-Flop) abgestellt hatten, um den Tempelbezirk ehrfürchtig und barfuß zu betreten, war Petra einigermaßen überrascht auf etwas Feuchtes zu treten – die vermeintliche Opferblüte entpuppte sich als Affenkaksi - Petras Freude war groß, da sie die Störung sicherheitshalber mit der Hand entfernte. Jetzt wäre noch mehr buddhistische Gelassenheit von Nöten gewesen.

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Dienstag, 25. Dezember 2012

Fröhliche Weihnacht überall - Reisebericht Sri Lanka


(Reisebericht Sri Lanka Teil 2)

Es gibt ja so eine Regel in armen Ländern: „wer dich anspricht, will nicht nur helfen, sondern auch verdienen.“ Daher Vorsicht vor allen, die dich in der Fremde ansprechen, scheinbar den ganzen Tag nichts zu tun haben und zufällig dort stehen, wo Touristen angespült werden. Auch wir werden wieder einmal angesprochen, verneinen natürlich reflexartig und wiederholen mehrfach freundlich aber bestimmt unser „No, thank you“. Aber es bleibt ohne Wirkung bei unserem Gegenüber, einem 32 jährigen Mann aus Negombo. Angeblich ist er nach zehn Jahren erstmals wieder auf Weihnachtsurlaub aus Italien zurück in der Heimat. Warum er dann ausgerechnet den restlichen Abend mit uns verbringen will, wird uns nicht klar. Spätestens nach einer Stunde habe ich das Gefühl, dass wir uns nichts mehr zu erzählt hätten. Doch der junge Mann entwickelt immer mehr Interesse an uns. Er will uns unbedingt wiedersehen, in eine weitere Bar gehen, den Heiligen Abend mit uns verbringen, … wie kommen wir da wieder raus? Wie unsensibel muss dieser Kerl sein, dass er nicht begreift, dass wir eigentlich nichts weiter mit ihm unternehmen wollen? Oder ist das gar eine Falle? Versucht uns da jemand auf ganz gefinkelte Art und Weise zu linken? Wir überlegen hin und her, kommen aber zu keinem Ergebnis. Ein bisschen wird unsere Verschwörungstheorie genährt, als er nicht bereit ist uns seine Facebook Adresse zu geben. Doch dann ist er am nächsten Tag schon wieder da, stöbert uns am Strand nach. Julia hat dann die klaren Wort gesprochen. „We don't want to meet you anymore“. Nach einer Stunde hat er es dann endlich auch verstanden. Haben wir da einen neuen Freund wirklich aufs Schändlichste beleidigt, oder gerade verhindert, dass wir einem Trickbetrüger schlimm auf den Leim gehen?

Tischlein deck dich


Bei uns im Hotel stellen sie nun schon zum dritten Mal die Tische um: Aufdecken, Abdecken, Servietten hin, Tischtuch weg, anderes Tischtuch wieder hin usw., auch so kann man fünf Kellner bis zum Heiligen Abend beschäftigen. Es soll eine große Christmas Party geben erzählt der Oberkellner, der den Hauptkellner beaufsichtigt, der wiederum an den diensthabenden leitenden Kellner seine Befehle weitergibt. Wirklich ins Schwitzen geraten nur die Lehrkellner. Dank ihnen sieht dann schließlich doch alles sehr einladend aus. Wir entscheiden uns aber dennoch für das „Lords“ und essen Austern statt Weihnachtskarpfen. Beim Essen erfahren wir dann auch mehr über die spannende Lebensgeschichte des Inhabers. Ein Engländer, der versucht seinen Lebenstraum in Sri Lanka zu leben.
  

Weihnachtsdonner


In Negombo leben viele Christen. Man nennt die Gegend hier auch wegen der vielen Kirchen das „Little Rome“. Um 23.00 Uhr machen wir uns auf die Suche nach einer Mitternachtsmette. Und wir lernen: Nie Suggestivfragen stellen! Die Antwort heißt hier sonst immer „Ja“. Unser Tuck-tuck Fahrer hat natürlich nicht gewusst wo das „Maris Stella Kolleg“ ist und wir stehen ganz wo anders. Also Weiterfahrt und Suche nach dem Kolleg, denn wir wollen die Mette in englischer Sprache verfolgen. Die Jugendlichen des „Maris Stella Kolleg“ singen bemüht. Die Kirche füllt sich rasch und viele müssen sogar auf Stühlen neben und vor der Kirche Platz nehmen, obwohl man ob des Gesangs zeitweise eher an Flucht denken möchte. Englisch klingt hier für unsere Ohren gleich wie Indisch,Tamil oder Singhalesisch.Was jedenfalls bei mir ankommt: Die Weihnachtsbotschaft muss eine furchtbare Drohbotschaft sein, denn der Priester donnert mit erhobener und verzerrter Stimme ins Mikrophone und alle lauschen ganz eingeschüchtert. Noch mehr Angst haben aber die zwei Frauen in der Bank vor uns. Ein streunenden Hund, der auf Herbergssuche in die Kirche gekommen ist, stört die heilige Ordnung. Zuerst Aufraunen vor uns, dann hektisches Aufspringen und schließlich verlassen die zwei Frauen vor uns fluchtartig die Bank. Ein kleiner Hund mit großer Wirkung, vielleicht waren es aber eher die Flöhe, die lustig über dem Hund tanzend diesen großen Schrecken verbreiteten. Uns juckt auch schon alles!
Wie schnell man sein kann, wenn man den Weg kennt, beweist ein anderer Tuck-Tuck Fahrer bei der Rückfahrt. Keine zehn Minuten später sind wir kurz vor zwei Uhr morgens zurück im Hotel. Woran wir nicht gedacht haben, wir haben keinen Schlüssel und die Einfahrt zum Hotel ist bereits versperrt. Rund um uns krachen Feuerwerkskörper, aber in einer kleinen „Gefechtspause“ vernimmt dann doch einer der Nachtwächter im Hotel unser Klopfen und der Weg zu unserem Zimmer ist frei. Mit dem Schießen werden die Menschen hier offensichtlich nicht müde. Bis in den frühen Morgen knallen unentwegt die Weihnachtsdonner.

Samstag, 22. Dezember 2012

Sri Lanka mit allen Sinnen - Reisebericht

Reisebericht Sri Lanka Teil 1:

Das Erste was wir (Julia, Petra und ich) von Sri Lanka sehen, riechen wir eigentlich. Am Strand von Negombo liegen tausende tote Fische. Sorgfältig wurden sie ausgenommen und zum trocknen ausgelegt. Das Ergebnis ist Dörrfisch. Neugierig gehen wir näher und werden sofort von einem Fischer angesprochen. Auf deutsch! Seine Begeisterung für unser Interesse scheint mir dann doch etwas zu professionell und wenn er auch versucht mit einer persönlichen Geschichte unser Vertrauen und unsere Freundschaft zu gewinnen, schnell wird klar, er lebt weniger vom Fischen als viel mehr davon, den Touristen das Handwerk der Trockenfischzubereitung näher zu bringen. Doch die 300 Rupien, umgerechnet etwa zwei Euro, die er später von uns einfordert, war der Rundgang allemal wert.

Alter Fisch in der Sonne


Prinzipiell wird hier alter Fisch verarbeitet. Das heißt, was vom nahen Fischmarkt nicht verkauft werden kann und bei Temperaturen um die 28 Grad schnell zu riechen beginnt, wird hier aufgeschnitten, ausgenommen und kräftig eingesalzen. Mit kräftig darf man sich durchaus mehr Salz als Fisch vorstellen. Dann kommt alles für einen Tag in eine Plastiktonne. Während dessen werden über den breiten Sandstrand dicke Jutenetze aufgelegt, auf denen dann die eingesalzenen Fische in die Sonne gelegt und nach zwei Tagen gewendet werden. In Summe nicht gerade ein gustiöses Werbeszenario für Trockenfisch. In Sri Lanka isst auch niemand Trockenfisch, der ist rein für den Export bestimmt, erzählt uns unser stolzer Guide.

Unglaublich welche Mengen die Fischer von Negombo hier jeden Tag aus dem Meer bringen. 4000 Boote sind im Einsatz, vom selbstgebauten Seegelboot über Ruderboot bis hin zu kräftigen Motorbooten und Schiffskuttern. Vom großen Rochen über Tunfische, Schwertfische und Papageifische ist alles in den Netzen dabei. Der Mensch ist gefräßig und die Möwen die das Szenario kreischend umkreisen auch!


Fröhliche Weihnacht überall


Streifzug durch die City von Negombo. Hier scheinen alle Weihnachten bei 28 Grad entgegen zu fiebern. Jedes zweite Geschäft hat Krippenfiguren im Angebot, dazu passende Holzgestelle, die mit etwas Fantasie einen Stall von Bethlehem darstellen könnten. Und dann gibt es noch weiße, grüne oder silberne Gebilde, die als Christbäume verkauft werden. Es weihnachtet sehr hier in der Stadt. Ein kleiner Park wurde sogar zum Christmas „Wonderland“ umgestaltet. Santa Claus mit Rentieren, Engel, Hirten und viel Watte als Schneeersatz. Und dann gibt es noch die Kinder, die ein wenig Halloween, Sternsingen, Ratschen-gehen und Silvesterknallen vermengen. Mit Nikolausmaske vor dem Gesicht in roten Gewändern und Stäben mit Luftballons, gehen sie trommelnd durch die Straßen. Übertönt werden sie von Lautsprechern einer Auto-Prozession. Mehrere LKWs und andere Fahrzeuge wurden mit Lampenketten verbunden und rollen nun durch den Ort, auf den Britschen Kinder und Klosterschwestern, die Weihnachtslieder singen.

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