Mittwoch, 14. Oktober 2020

Dosenfleisch

"was manche leute glauben, ist, dass wenn man erst versichert, dass einem das die sicherheit auch bringt."

Kann es sein, dass Texte für ein Theaterstücke zu stark sind? Mit voller Wucht, sehr rhythmisch kommt “Dosenfleisch” von Ferdinand Schmalz im Alten Festsaal der Burg Perchtoldsdorf daher. Ein Text mit vielen Anspielungen und Wortspielen. Eines ergibt das andere. Als Zuschauer will man erfassen, verstehen, ergründen, doch die Worte ziehen vorbei, wie die Autos auf der Autobahn im Stück.

“mit einem dumpfen knall. mit einem dumpfen knall. mit einem dumpfen knall zerplatzt der fallter an der windschutzscheibe jetzt. verschmiert das körperinnre sich rotzgelb da auf dem glas. der wischer quietscht, der wischer quietscht, der wischer quietscht, weils scheibenklar schon wieder ausgegangen ist. und malt der wischer eine falterschleimspur jetzt. zieht sich ein dünner film über die sicht.”

Warum lieben Menschen Metaphern? Nicht direkt, sondern über den Umweg eines anderen Bildes wird in “Dosenfleisch” gesprochen. Der Titel selbst ist ja schon Metapher. Ist das Direkte, die Geradlinigkeit zu schwer zum Aushalten, oder ist es einfach nur feig Dinge direkt bei ihrem Namen zu nennen?

Hin und wieder biegt eines der Fahrzeug ab, um an der Raststation eine kurze Pause einzulegen. Und dort spielt “Dosenfleisch”, an dem “Unort” Raststation, zwischen Tankstelle, Ölbehälter, Kaffeeautomat und Kühltruhe. Vier Menschen begegnen sich dort und was als Geplänkel beginnt, endet im Desaster. Dazwischen sind 60 Minuten gewaltiger Text.

Mit einfachen Mittel zaubert das Team vom Theater am Weinberg eindrucksvolle Effekte auf die Bühne (Es spielen Christine Kolbábek, Markus Oberhauser, Claudia Rabl, Alice Rabl, Stephanie Wiedenhofer). Doch der Text duldet nicht viel drumherum und so lenkt manches ein bisschen mehr ab, als es Fokussiert.
Man würde gerne sofort darüber reden, doch COVID-“Orange” bedeutet Maskenpflicht und geordnetes Verlassen der Spielstätte. Ein Dialog mit anderen aus dem Publikum, Schauspielern oder Regisseurin Gertrude Tartarotti bleibt daher aus. Mit nur rund einer Stunde Spielzeit, bleibt alles im “maskenverträglichen” Bereich und man geht mit kreisenden, gewaltigen Worten im Kopf alleine nach Hause denn:

"wer zu lange wartet, wird am ende überrollt.
noch ist ja nichts geschehen.
schluss jetzt, da fährt die autobahn drüber."