Erschreckend, dass sich wenig verändert. 1797 schrieb Louis-Benoît Picard sein Lustspiel “Médiocre et rampant”. Ein schmieriger, schleimiger Menschen schafft es da durch Lügen und Manipulation, Menschenverachtung und Ausnehmen anderer nach oben. Friedrich Schiller übersetzt, dichtet ein bisschen um und veröffentlicht den Stoff als “Der Parasit”. 2019 bringt das Theater am Weinberg in der Perchtoldsdorfer Burg das Spiel auf die Bühne und fast jede Zeile könnte aus den Innenpolitikspalten aktueller Zeitungen stammen.
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Theater am Weinberg spielt 2019 "Der Parasit" |
Es ist beeindruckend, in welcher hohen Professionalität das Ensemble rund um Gertrude Tartarotti agiert. Vor allem Alice Rabl brilliert als durchtriebener Selicour, dem nichts zu dreist ist, um an die Macht zu kommen. In Mimik und Gestik, im Winden und Buckeln, im Herausreden und “Hineinkriechen” zeichnet sie als Frau einen männlichen Bühnen-Charakter, den man aus dem realen Leben zu kennen glaubt.
Lustspiele haben ein happy end, so sind wir es gewohnt und dazu hat Gertrude Tartarotti einen genialen Einfall. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. Und beim Nachdenken über das Stück erkennt man vielleicht die eine oder andere Eigenschaft der Figuren im “Parasit” auch an sich selbst? Also aufmachen ans Ändern, sonst bleibt alles erschreckend gleich!