Sonntag, 17. November 2019

Der Parasit

Erschreckend, dass sich wenig verändert. 1797 schrieb Louis-Benoît Picard sein Lustspiel “Médiocre et rampant”. Ein schmieriger, schleimiger Menschen schafft es da durch Lügen und Manipulation, Menschenverachtung und Ausnehmen anderer nach oben. Friedrich Schiller übersetzt, dichtet ein bisschen um und veröffentlicht den Stoff als “Der Parasit”. 2019 bringt das Theater am Weinberg in der Perchtoldsdorfer Burg das Spiel auf die Bühne und fast jede Zeile könnte aus den Innenpolitikspalten aktueller Zeitungen stammen.
Theater am Weinberg spielt 2019 "Der Parasit"
Es ist beeindruckend, in welcher hohen Professionalität das Ensemble rund um Gertrude Tartarotti agiert. Vor allem Alice Rabl brilliert als durchtriebener Selicour, dem nichts zu dreist ist, um an die Macht zu kommen. In Mimik und Gestik, im Winden und Buckeln, im Herausreden und “Hineinkriechen” zeichnet sie als Frau einen männlichen Bühnen-Charakter, den man aus dem realen Leben zu kennen glaubt.
Lustspiele haben ein happy end, so sind wir es gewohnt und dazu hat Gertrude Tartarotti einen genialen Einfall. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten. Und beim Nachdenken über das Stück erkennt man vielleicht die eine oder andere Eigenschaft der Figuren im “Parasit” auch an sich selbst? Also aufmachen ans Ändern, sonst bleibt alles erschreckend gleich!

Donnerstag, 7. November 2019

Funny Money

Drei Türen, eine Reihe von Verwechslungen und ein Koffer voller Geld. Ray Cooney hat 1994 eine Farce veröffentlicht, der man gut und gerne ein paar Jahrzehnte mehr an Alter zutrauen würde. Dazu passt der kleine Theaterraum des Theaters in der Pfarre Liesing. Er ist genauso wie das Stück, ein wenig verstaubt und in die Jahre gekommen.
Was das kleine Ensemble dort aber auf die Mini-Bühne zaubert, ist beachtlich. Nach ein paar Minuten kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Das Publikum taucht ein, in eine Welt voller surealer Wendungen und unmöglicher Verstrickungen. Komödie zu spielen ist schwer. Aufs Stichwort lustig sein, eine Herausforderung und dann noch das Publikum mitreißen, ist wirklich eine Kunst. Was Ester Simon, Georg und Andreas Simon, Jürgen Fuchs, Peter Puschmann, Silvia Mayr, Bernhard Pokorny und Roland Weber unter der Regie von Roman Mayr mit wenigen Mitteln auf die Bühne zaubern ist beachtlich. Danke für einen vergnüglichen Theaterabend in einer harten Arbeitswoche. Ich habe es sehr genossen und möchte jetzt gar nicht darüber nachdenken, was ich denn mit einem gefundenen Koffer voller Geld machen würde.