Donnerstag, 29. Mai 2014

Popkornkino als Anleitung zum Verlassen von “Zeitschleifen”



Das soll noch jemand sagen, man könne aus der Geschichte nichts lernen. Tom Cruise, alias Major Bill Cage, kann das, oder besser gesagt, er muss das, denn er ist im Alien-Spektakel “Edge of Tomorrow” in einer “Zeitschleife” gefangen. Was im Promotion-Trailer noch wie ein beliebiger Hollywood-Tschin-Bum-Krach-Blockbuster daherkommt, ist eine interessant gestaltete Und-Täglich-Grüßt-Das-Murmeltier Geschichte.
David James - © (c) 2013 Warner Bros. Entertainment Inc.

Hunderte Male muss Tom Cruis immer wieder zurück zum Start. Wie in einem Computerspiel arbeitet er sich langsam vorwärts, von Level zu Level. Die Geschichte ist so simpel, wie schnell erzählt. Außerirdische hochintelligente Spinnenwesen bedrohen die Erde und Bill macht sich an die Rettung der Menschheit.

Die Stärke und das Faszinierende von Film war schon immer die Aufhebung der Gesetzmäßigkeit von Zeit. Das Medium Film kann ganze Epochen in wenigen Minuten erzählen und ein Schnitt genügt und man ist in der Zukunft oder Vergangenheit. Regisseur Doug Liman setzt diese Schnitte gekonnt und er hat dabei Humor. Fein dosiert setzt er seine Pointen. Bill Cage durchlebt immer wieder die selben Situationen, doch er verändert nach und nach sein Verhalten und das verändert die Menschen rund um ihn.

Verfangen im Alltag


Was im Film zum Sieg über die bösen Spinnen führt, kann in unserem realen Alltag vielleicht auch aus den vielen “Zeitschleifen” helfen, in denen wir uns befinden. Täglich der gleiche Weg in die Arbeit, die gleichen Kolleginnen und Kollegen im Büro und nach ein paar Wochen haben wir sie alle eingeteilt und fein säuberlich in “Schubladen” abgelegt. Es sind immer wieder die gleichen Konflikte, etwa über Geschirrabwaschen und Wäschezusammenlegen, die den Alltag auch daheim so mühsam machen können. Vieles läuft auch in der realen Welt immer wieder nach den gleichen “Gesetzmäßigkeiten” ab und wir wissen eigentlich schon vorher, wie die anderen reagieren werden.

Bill Cage nutzt dieses Wissen, um sich nicht vorher schon über die anderen zu ärgern, sondern um aus einem Haufen unsympathischer Soldaten, ein schlagkräftiges Team zu formen. Veränderung findet statt, indem man sein eigenes Verhalten ändert. Eine wichtige Erkenntnis. Und Veränderung geht nicht von heute auf morgen, dazu braucht es Know-how, Training und Übung, lehrt uns der Film so nebenbei. Bill Cage will die dunkle Bedrohung der Spinnen beenden. Aus dem ängstlichen Werbegrafiker entwickelt sich Bill, mit Hilfe der Elitesoldatin Rita, zum Retter der Menschheit.

Emily Blunt: kühl und unnahbar


Tom Cruise ist ja nicht gerade für reiche Mimik und facettenreiches Schauspiel bekannt, doch er passt ganz gut in diesen Film und Schauspielkollegin Emily Blunt unternimmt auch alles um, als “kühle” und ausschließlich auf den Kampf fokusierte Soldatin, ihm nicht mit Emotionen die Schau zu stehlen.

Die schnellen Schnitte, vor allem der Kampfszenen gegen Ende des Spektakels und das unablässige Wummern der Dolby-Surrund-Kracher, sowie die wackelige Handkamera im Gefecht, sind durchaus eine Herausforderung. Aber man muss nicht unbedingt Alien-Filme auf großen Leinwänden mögen, um diesen Streifen dennoch gut zu finden. Mein Fazit: Vergnügliches Popkornkino mit Anleitung zum Verlassen von “Zeitschleifen”.