Mittwoch, 1. Januar 2014

Mission impossible im Zwergenland

Da sind sie also wieder unterwegs, die viel zu kleine Zwerge in viel zu großen Landschaften. Eher zufällig bin ich in "Der Hobbit - Smaugs Einöde" geraten und verlasse 150 Minuten später den IMAX Saal im Apollo Wien mit gemischten Gefühlen. Die Geschichte ist schnell erzählt. Dreizehn Zwerge sind unterwegs, um ihr ehemaliges Schürfgebiet im "Einsamen Berg" wieder in Besitz zu nehmen. Dumm nur, dass dort Smaug, ein großer feuerspeiender Drache, Wache hält und Zwerge so gar nicht mag. Aber bis die Zwerge mit dem Drachen kämpfen, gibt es noch ein paar andere Herausforderungen zu meistern.

Der Hobbit - Smaugs Einöde
Regisseur Peter Jackson zaubert wundervolle Landschaften, etwa riesige verschlungene Bäumen auf die Leinwand. Doch vor lauter Bäumen, sieht man den Wald nicht mehr. Und so geht es mir oft in diesem Film: Weniger wäre mehr gewesen. Aber da darf man Jackson nicht immer die Schuld geben. Es ist schon eine große Herausforderung mit einer Gruppe von 13 unsympathischer Zwerge einen Helden zu etablieren und so bleibt vieles nur angedeutet. Jackson lässt den Zuseher kaum einer Figur näher kommen. So ist es auch mit den Antihelden. Spinnen und Orgs und andere Kreaturen: viel zu viele! Die größte Sprechrolle hat Smaug, ein pseudointellektueller Drache. Seine hallige, supertiefe und elektronisch verzerrte Stimme nervt aber nach ein paar Minuten.

"Der Hobbit" hat viel Action. "Mission Impossible", "James Bond" und "Alias" komprimiert auf einen Film. Abenteuerlich die Flucht der 13 Zwerge per Fassritt auf einem Wildbach. Unglaublich was sich hier das Filmemacher-Team alles hat einfallen lassen. Balletthaft kämpfende Elben balancieren auf den schwimmenden Fässern, enthauptete Orgs stürzen in die Fluten, dazwischen Stromschnellen und Wasserfälle. Doch leider geht alles nur den Bach hinunter. Kaum eine der Szenen kann berühren, geht einem näher, nimmt einen mit in den Film. Alles rinnt vorbei, bleibt nicht länger als ein paar Sekunden, und schon geht es wieder weiter. Obwohl in 3D gedreht und ich quasi mitten im Film sitze, bleibe ich unbeteiligter Zuschauer.

Peter Jackson, der "Oberpriester" Tolkins hat etwas an Missionseifer verloren. In seinem Videotagebuch über den Produktionszeitraum wirkt er oft müde. Das Filmteam ist diesmal keine auf Mittelerde eingeschworene Sekte, so wie das noch bei der "Herr der Ringe" Triologie gewirkt hat, sondern eben ein Filmteam, oder sollte man Computerteam passender sagen? "Der Hobbit- Smaugs Einöde" entsteht ja weniger vor der Kamera, als vielmehr im Computer. Und vielleicht ist es genau das, was dem Film ein bisschen an Seele nimmt. So genial die animierten Figuren und am Computer generierten Landschaften auch sein mögen, das Künstliche haftet ihnen leider an. Vor allem in den Bewegungen ist die Virtualität der Realität noch weit unterlegen. Und der IMAX-Sound ist leider hin und wieder ein Overkill.

Der offensichtliche Stress "Blockbuster" zu generieren wirkt sich leider fast nie positiv aufs Erzählen von Geschichten aus. Statt höher, weiter, schneller und größer, wäre mehr Nähe, Emotion und Begegnung angesagt gewesen.