Donnerstag, 9. Dezember 2010

Gezuckerter Wein - Crazy Punschstand!

Linkes Bein kurz anheben, Schultern hochziehen, Nasentropfen abwischen, mit dem rechten Fuß etwas Schnee zusammenschieben, vor Kälte schütteln. Als Punschstandbesucher erwartet man sich keinen Komfort. Zuerst verbrennt man sich am klebrigen Häferl die Finger und dann geht es viel zu rasch bergab mit der Temperatur. Von den Füßen her beginnt der Körper gefühllos zu werden. Doch man weiß bereits jetzt, dafür wird man am nächsten Tag mit einer doppelten Portion „Gefühl“ im Kopf belohnt.


Von hinten schieben Massen Richtung Ausschank, von vorne balancieren glückliche Menschen pro Hand vier Häferl an einem vorbei. Ein bisschen etwas landet immer am Anorak. Dazwischen Shopping-Vergnügen. Wer braucht all die Kerzen, Steine, Holzfiguren, Glasperlen und Seifen? Je altfatrischer die Wahren in den Hütten, desto dredlockinger die Verkäufer.


Doch irgendwie scheinen hier alle verzaubert. Wer würde unter normalen Umständen gezuckerten Wein trinken und dafür auch noch bezahlen? Wer ginge selbst im Sommer bei kühlen Temperaturen zu einer Stehung ins Freie? Und wer wäscht sich die Hände mit Seife, aus der ganze Zimtstangen , Gewürznelken und Lavendelblüten ragen?


Doch Weihnachten verwandelt die Welt. Das kleines Zauberwort „Punschstand“ macht es möglich. Da standen also gestern Tausende Menschen am Spittelberg, dicht gedrängt und taten all das, was man gemeinhin als verrückt bezeichnen würde. Zum Glück ist nicht alles rational in unserer Gesellschaft.